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20.06.2016

Singapur – Bali – Reise

Ein Reisebericht von zwei Mitgliedern des Vereins ANAK DOMBA Bali
 
Wir waren mächtig aufgeregt, als wir am 13. September in den Flieger Richtung Singapur stiegen. Eigentlich galt unsere Aufregung nicht unserer Fernreise Singapur und Bali, sondern unserer Verabredung in Singaraja auf Bali - ja wir waren tatsächlich am anderen Ende der Welt mit Eny und Wayan und natürlich den Kindern in unserem Waisenhaus Anak Domba Bali verabredet!

Nach aufregenden Tagen in der Metropole Singapur konnten wir den Abflug nach Bali kaum abwarten, nicht nur, dass wir uns auf diese viel beschriebene Traum-Insel Bali freuten, nein wir freuten uns auf die großen und kleinen Menschen, die ja auch auf uns warteten  Wir waren ja durch Angela bereits dort angekündigt worden.

Mit diesem wunderbaren Kribbeln im Bauch und vielen Geschenken im Koffer begann zunächst eine fünftägige Bali-Rundreise. Wir wollten emotional zunächst auf dieser Insel ankommen, bevor wir das Waisenhaus besuchten. Bali ist eine landschaftlich unglaublich schöne Insel mit um Hügel geschwungenen Reisfeldern und vielen, vielen Tempeln. Die Beschreibung unserer Erlebnisse würde hier den Rahmen sprengen. Doch sahen und erlebten wir auch die Schattenseiten dieses „Paradieses“.... Armut und Elend entlang der Straßen. Dicke, hohe Steinmauern sollen vor Eindringlingen schützen.

Am Vorabend des besagten Tages waren wir beide ziemlich aufgeregt. Zum Glück waren wir am Abend so beschäftigt unsere Mitbringsel zu sortieren, dass wir gut abgelenkt waren. Am nächsten Morgen holte uns unser Fahrer im Hotel ab. Nach gut drei Stunden Fahrzeit durch nicht enden wollende ineinander übergehende Ortschaften erreichten wir endlich Singaraja. Ab hier mussten wir wachsam sein, denn Angela hatte uns den Weg zum Waisenhaus auf einen Zettel aufgezeichnet  „…auf der linken Seite kommt ihr an einer Kaserne vorbei und dahinter müsst ihr links abbiegen. Dann noch ca. 300 Meter!“ Und  dann standen wir vor einer Mauer. Die Straße ging weiter aber es fehlten Straßenbezeichnungen und Hausnummern! Da standen wir etwas ratlos. Plötzlich stieg aus einem Auto ein Mann. Es war Wayan, der „Heimvater“. Er kam um uns abzuholen, da er sich wohl schon dachte, dass es ab der Ecke etwas schwierig werden wird. Wir sind dann im Konvoi zum Haus (=Kirche) gefahren. Auf dem Hof des Waisenhauses, kaum das unser Auto zum Stehen kam,  wurden die Autotüren auch schon von den voller Spannung und Aufregung wartenden Kindern aufgerissen und die ersten Kids zogen schon an meiner Hand und küssten diese zur respektvollen Begrüßung. Die Schar der Kinder ließ uns nicht mal die Möglichkeit aus dem Auto zu steigen, eine nach dem anderen kam und griff unsere Hände. Und heute weiß ich, dass es Putri war, die zuerst nach meiner Hand griff und danach mich nicht mehr aus den Augen gelassen hat.

Die erste Begegnung mit den Kindern hat unser Herz sehr berührt, ich glaube, wir haben beide Freudentränen in den Augen gehabt. Eine Schar von unterschiedlich großen und kleinen Kindern mit weit und freundlich aufgerissenen Augen, dazu die warmen, sehnsuchtsvollen  Blicke. Was wir in diesen Sekunden empfunden haben, kann ich hier kaum beschreiben - man muss es erleben!


Wie Könige wurden wir auf der Terrasse empfangen mit Blumengirlanden, die die Kinder für uns gebastelt haben und mehrerer, einstudierter Tanz- und Gesangseinlagen und dass bei dieser Hitze. Soviel Liebe und Dankbarkeit. Es war überwältigend. Noch überwältigender war es, als die Kids ihre Geschenke bekamen. Soviel strahlende und glückliche Augen für ein paar Leckerlis.  Dafür hatte sich allemal die ganze Schlepperei gelohnt!


Natürlich hatten wir auch ein Programm zu bewältigen. Ein in Frage kommendes Grundstück für den Bau eines Waisenhauses in Singaraja musste besichtigt werden.

     
   
Anschließend habe ich eine Sprechstunde für sämtliche Kinder und auch für die Erwachsenen abgehalten - mit einfachsten Mitteln . So wie dort wohl üblich, wurde zugleich ein open-air -Wartezimmer vorm Hauseingang „eingerichtet“. Als Untersuchungszimmer diente ein Schlafzimmer der Kinder. Man muss sich das alles so vorstellen: Mittagshitze – gefühlte 50 Grad in der Sonne – drinnen im kleinen Zimmer kein Ventilator, kein Luftzug, also gefühlte hundert Grad.  Ich blieb tapfer, weil ich die Augen der kleinen und zum Schluss der großen Patienten sah und fühlte plötzlich nur noch angenehme zwanzig Grad im Zimmer – und Eny wischte mir ständig die Schweißperlen vom Gesicht.

Bei Verständigungsproblemen (Medizinsprache) benutzten wir für medizinische Erklärungen und Anweisungen „Zeigen“ und „Gestikulieren“. Was haben wir in diesem kleinen Zimmer mit Eny und Melanie gelacht. Ich konnte Melanie nicht erklären, was eine Dehnübung ist, wenn ein Krampf sich im Beim breit macht. Also haben wir bei dieser Hitze eben mal akrobatische Dehnübungen vorgemacht, die dann auch von Eny mit Handyfotos festgehalten wurden.

In dieser kurzen Zeit schlossen wir die Kinder, aber auch die Erwachsenen in unser Herz. Umgekehrt fühlten wir eine unglaubliche Vertrautheit und Dankbarkeit.

Die Zeit verging rasend schnell und wir merkten unser Fahrer möchte aufbrechen. Die Kinder spürten unsere Unruhe und versammelten sich automatisch zu einem Kreis um uns herum. Abschied ist immer schwierig, zumal so kleine Herzen darin eine Rolle spielen. Also folgte eine ausführliche Umarmungsaktion. Wir fühlten uns glücklich und zufrieden, dass wir hier waren.

Im Auto hatten wir drei Stunden Zeit das Erlebte zu reflektieren. Plötzlich wurde es still im Auto - der Fahrer, der kaum Englisch konnte und wir, ja sagen wir mal, weil wir das gerade erlebte nicht fassen konnten. Unsere Freundin Angela hat vor zwei Jahren eine grandiose Idee gehabt, ein Waisenhaus auf Bali zu eröffnen. Und jetzt hatten wir die kleinen und großen Menschen dort tatsächlich erlebt, gedrückt und lieb gewonnen und wir wussten, es war das BESTE, was wir in all den Jahren unserer vielen Reisen erlebt haben. Es war eine Reise der besonderen Art. Und es war bestimmt nicht unsere letzte Reise nach Singaraja.


Zwei Mitglieder des Vereins ANAK DOMBA Bali, Zukunft für Kinder e.V.
Die Reise fand in der Zeit vom 13.09. bis 29.09.2015 statt.



Spendenkonto
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Sparkasse Weserbergland
ANAK DOMBA Bali - Zukunft für Kinder e.V.
Waisenhaus und Kinderheim auf Bali - Indonesien

   
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