Besuchsbericht Familie Url

Wir (Michael und Sabine, beide 48 und Leonard und Alexander, beide 17) hatten uns im Frühjahr als Reiseziel für unseren Sommerurlaub Bali ausgesucht. Während der Überlegungen zu unserer Reiseroute kam die Idee auf, einen Zwischenstopp in Singaraja bzw. dem nahegelegenen Badeort Lovina zu machen und das Waisenhaus von Anak Domba zu besuchen. Wir nahmen Kontakt zu Angela auf, die uns erzählte, dass es inzwischen möglich ist, in dem neuen Bungalow auf dem Gelände zu wohnen. Also bauten wir drei Nächte in Singaraja in unsere Reiseplanung ein.

Nachdem wir zum Aklimatisieren zunächst unsere ersten Nächte im großen Trubel von Kuta verbracht haben, war Singaraja eine ganz andere Welt. Das Waisenhaus liegt etwas außerhalb des Ortes, so dass es dort sehr ruhig zuging.
Wir wurden von der Leitung des Waisenhauses, Ayu und Geert, sehr herzlich empfangen und waren begeistert, wie hübsch unsere Unterkunft war. Auch den Pool haben wir gleich ausprobiert.

Gleich am ersten Abend durften wir am Abendessen im Waisenhaus teilnehmen und dabei die Kinder kennenlernen. Sie begrüßten uns zunächst zumeist recht schüchtern und auf landestypische Weise ehrerbietig mit einem Kuss auf die Hand und führten diese anschließend an ihre Stirn. Dies war für uns unerwartet und insbesondere unseren Söhnen recht unangenehm. Als wir uns dann aber zu ihnen setzten und uns mit ihnen unterhielten, entwickelten sich nette Gespräche. Insbesondere die Mädchen und die kleineren Kinder waren neugierig und stellten uns genauso viele Fragen wie wir
ihnen.

Ein besonderer Sonnenschein war der jüngste, erst 18 Monate alte Bewohner, Agas, der mit seiner 17-jährigen Mutter im Heim wohnt. Wir erfuhren, dass die Kinder selber zuständig sind für die Organisation ihres Haushaltes und dass sie wechselnde Aufgaben haben. Mal müssen sie kochen, mal spülen, den Tisch decken, den Boden wischen….Das Essen war sehr lecker, die Kinder hatten es allerdings auch für uns extra mild gewürzt.

Nach dem Abendessen machten die Kinder sich an ihre Hausaufgaben und wir bekamen eine kleine Führung durch das Gebäude. Wir erfuhren, dass die jüngeren Kinder jeweils zu sechst sich ein Zimmer teilen (mit Etagenbetten), die älteren dann aber in Zweierzimmern wohnen. Es gibt einen großen Aufenthaltsraum für Sport oder zum Spielen und einen Unterrichtsraum im Untergeschoss.

Auf dem Gelände wird Gemüse angebaut, es gibt eine Fischzucht, für die die Kinder selbständig verantwortlich sind. Die Kinder haben eine große Altersbandbreite, sie sind zwischen einem und 21 Jahren alt. Neben dem Kleinsten, der mit seiner Mama im Heim wohnt, gibt es noch ein dreijähriges Mädchen, das bereits bei Anak Domba ist, seit sie sechs Monate alt ist. Geert erzählte uns, dass diese Kleine offiziell gar nicht existiert, weil ihre Geburt nie beurkundet wurde. Die Mutter hat sehr viele Kinder und dieses irgendwann abgegeben, weil sie sie nicht versorgen konnte. Nur wenig älter ist der kleine Putu, der bei seiner Ankunft im Heim mit drei Jahren noch nicht sprechen konnte. Ayu und Geert erzählten uns einige bedrückende Geschichten über die Schicksale der Kinder vor dem Einzug ins Heim. Es gab bzw. gibt nun das dritte Mädchen, das schwanger aufgrund einer Vergewaltigung zu Anak Domba ins Heim gekommen ist. Für diese und andere missbrauchte Kinder wird derzeit ein Safehouse auf dem Gelände von Anak Domba fertiggestellt, damit diese dort vorläufig in Sicherheit gebracht werden können.

Am zweiten Abend waren die Kinder schon viel aufgeschlossener und kamen direkt auf uns zu. Allerdings wirkte die ganze Gruppe irgendwie nervös. Wir gingen daher auch direkt nach dem Essen wieder in unseren Bungalow. Geert und Ayu kamen in diesem Moment mit dem Auto nach Hause und wir erfuhren, dass Ayu an diesem Tag Geburtstag hatte. Dann wurde uns auch der Grund für die Aufregung bei den Kindern klar: Diese kamen nun mit Kerzen und Kuchen aus dem Waisenhaus rüber, um Ayu zu gratulieren und ein Ständchen zu singen. Ayu war ganz gerührt, und die gesamte Atmosphäre war sehr herzlich.

An unserem letzten Tag im Waisenhaus fuhren wir nachmittags mit Ayu und Geert zu ihrer inklusiven Schule. Wir waren beeindruckt von der Arbeit, die die beiden dort, neben der Leitung des Kinderheimes, leisten.
Am Abend haben wir für alle Kinder Essen von KFC gekauft – Angela hatte uns den Tipp gegeben, dass wir den Kindern damit eine große Freude machen könnten. Die Kinder hatten eine kleine Abschiedsvorstellung für uns einstudiert. Sie musizierten, tanzten und sangen. Besonders beeindruckt hat uns dabei der Legong -Tanz dreier Mädchen, die sich diesen anhand von YouTube- Videos selbst beigebracht haben.

Wir haben uns in den Tagen im Waisenhaus sehr wohl gefühlt und uns gefreut, dass die Kinder, nach und nach aufgetaut sind. Die vielen Gespräche werden uns noch lange in Erinnerung bleiben. Besonders aufgefallen ist uns, dass die Kinder im Umgang miteinander trotz der erheblichen Altersunterschiede wie Geschwister wirken. Man konnte gut beobachten, dass insbesondere die kleineren Kinder ein älteres Kind hatten, an dem sie sich orientiert und auf das sie gehört haben. Insgesamt wirkte die ganze Gruppe samt Erzieherinnen und Leitung wie eine große Familie auf uns.
Wir sind dankbar, dass wir die Tage in Singaraja verbringen durften und kommen gerne wieder. 
 











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Waisenhaus und Kinderheim auf Bali - Indonesien

   
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